Nach einem Monat Bali, nach einem Monat digitaler Nomaden Lifestyle – mein erstes Fazit:
Es ist nicht alles Gold was glänzt. Oder auf die heutige Zeit gemünzt: nicht alles, was auf Instagram glänzt, ist toll. Ich weiß, eigentlich keine Überraschung. Aber der digitale Nomaden Lifestyle hat mich in meinem Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmtheit schon angesprochen. Ebenso die Aussicht dem deutschen Winter entfliehen zu können. Reisen und Arbeiten kombinieren? Klingt schon verlockend.
Aber genau das ist in meinen Augen der Knackpunkt. Um produktiv sein zu können, brauche zumindest ich ein Umfeld, in dem ich mich wohlfühle. Sprich – ein gewisses Maß an Sauberkeit, ein Bett, in dem ich gut schlafen kann, freundliche Menschen um mich herum, Kaffee am Morgen und gutes Essen. Zudem muss ich meinen Tag unabhängig gestalten können. Indem Einkaufsmöglichkeiten in meiner Nähe sind und ich mich auch nachts auf meinem „Heimweg“ sicher fühle. Und last but not least natürlich eine stabile Internetverbindung.
Wenn Booking das neue Instagram wird
Hat man, so wie ich, den Vorsatz etwas vom Land und seiner Kultur zu sehen UND dabei zu arbeiten, muss man entweder sehr viel Recherche-Arbeit vorab leisten, um eine Route zu planen, die die eigenen Wohlfühl-Faktoren abdeckt. Oder man lässt die Route offen und nimmt in Kauf, dass man immer wieder neu recherchieren muss. Immer wieder neu entscheiden muss: wo geht es als nächstes hin? Wie komme ich am besten dort hin? Welche Unterkünfte sind frei und gefallen mir? Was gibt es dort zu sehen? Ich hatte ungefähr die ersten zwei Wochen nach Ankunft geplant und habe danach spontan weiter gebucht. Es ist sicherlich auch eine Typfrage, aber ich muss zugeben, dass mich die Planerei teilweise genervt bzw. gestresst hat.
Sind Digitale Nomaden die neuen All Inkulsive Urlauber?
Ein andere Punkt, über den ich viel nachgedacht habe, ist die Frage: „möchte ich überhaupt zu dem Kreis der digitalen Nomaden dazugehören?“ Auf Bali gibt es ja einige Hotspots, wie Canggu oder Ubud, in denen sich die Ortsunabhängigen tummeln. Es fällt dort natürlich leichter Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen. Aber wie immer gibt es zwei Seiten. Denn ich bin natürlich mit meinen Wohlfühl-Faktoren kein Einzelfall. Wir „brauchen“ den guten Cappuccino zum arbeiten, das vegane Lunch für unseren Ernährungsplan und den fancy Club, um unsere Erfolge zu feiern. Und so formt sich in diesen Städten eine westliche Parallel-Welt, in der diese Wohlfühl-Faktoren bedient werden, aber nicht mehr so viel vom Land und dessen Kultur übrig bleibt. Auch weil sich die meisten Einheimische diesen Lifestyle dort nicht leisten können und außen vor bleiben.
Man kann sich also durchaus fragen, welchen Einfluss diese Szene auf ein Land hat und ob man das mittragen möchte. Mir persönlich hat teilweise die Authentizität gefehlt. Ich muss keine 19 Stunden fliegen, um Avocado-Brote und Pasta zu essen. Nur mit Meerblick und mehr Luftfeuchtigkeit. Ich reise, um neues zu entdechen, andere Erfahrungen zu machen und meine Komfortzone auch mal zu verlassen.
Tipps, die ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen geben kann:
- Was sind deine Wohlfühl-Faktoren?
Was brauchst du, um gut arbeiten zu können?
- Wo liegt dein Schwerpunkt?
Hast du gerade ein wichtiges Projekt, das du voran bringen möchtest/musst? Dann bleibe längere Zeit an einem Ort, der deine Wohlfühl-Faktoren abdeckt. Vielleicht wählst du sogar ein Ort, an dem du bereits warst und wo du nicht das Gefühl hast, du verpasst etwas, wenn du ein paar Tage am Schreibtisch verbringst.
Hast du zeitlich mehr Spielraum, ist das Herumreisen, das Erkunden entspannter, bzw. du kannst es mehr genießen.
- Was für ein Typ bist du?
Magst du es, wenn alles organisiert ist? Gibt dir eine gewisse Vorhersehbarkeit mehr Ruhe und Sicherheit?
Oder ist dir Flexibilität wichtiger? Frei und spontan reagieren und Pläne den Umständen entsprechend anzupassen? Natürlich kannst du auch beides kombinieren. Also Phasen wählen, in denen du vorher planst und dir andere Zeiträume frei lassen.